Nach den frauenfeindlichen Äußerungen des obersten Olympia-Organisatoren Mori Yoshirô während einer Vorstandssitzung des Japanischen Olympischen Komitees (JOC) in der vergangenen Woche und einem sich daran anschließenden landes- und weltweiten Shitstorm entsteht dem Gastgeber der Olympischen und Paralympischen Spiele nun auch beträchtlicher Schaden an der ureigenen Basis. Tôkyô 2020 laufen die Idealisten weg – die ehrenamtlichen Helfer*innen.
Wegen Moris Bemerkungen, Frauen würden in Vorständen nur stören, weil sie immer so lange redeten, haben nun fast 400 freiwillige Helfer*innen dem ehrenamtlichen Engagement für Olympia eine Absage erteilt. Das berichtet u.a. die Asahi Shimbun (08.02.2021) unter Berufung auf das Organisationskomitee. Auch einige prominente Kandidaten für den olympischen Fackel-Staffellauf wollen wegen Mori ihre Teilnahme zurückziehen. Im Call-Center des Organisationskomitees wurden seit dem Mori-Skandal 4500 Anrufe und Mails registriert.
Auch die Stadt Tôkyô registrierte eine Reihe von Absage bei jenen Helfer*innen, die an Bahnhöfen und anderen öffentlichen Orten in der Hauptstadt als Ehrenamtliche registriert waren. 53 von ihnen hätten abgesagt, 1162 Anrufe oder Mails hätten die Verwaltung erreicht, hieß es. Auf der eigens für die Abwiegelung des Skandals am 4. Februar anberaumten Pressekonferenz sei nicht erkennbar gewesen, dass Mori seine Äußerungen wirklich bedauert habe, sagten viele. „Die gesamte japanische Gesellschaft erscheint dem Ausland durch die Äußerungen in einem schiefen Licht“, so kommentierten manche den Vorfall.
In Japans Medien und Sozialen Netzwerken hat der Skandal um den 83-jährigen früheren Premierminister immense Kreise gezogen. Rücktrittsforderungen erreichten den auch mit Korruptionsvorwürfen assoziierten Mori auch aus (Frauen-)Kreisen der Sportverbände. Mit Protestaktionen, Petitionen und unzähligen Beiträgen in Medien und Netzwerken fordern viele die Abdankung Moris. Zusammen mit den kürzlich weithin kritisierten Bemerkungen - Olympia werde stattfinden, ganz gleich, wie die Corona-Situation sich bis dahin ausnehme - hat der Sexismusskandal bei vielen, die sich bislang mit offener Kritik an den Spielen in Zeiten der Pandemie noch zurückgehalten haben, einen Stimmungswandel bewirkt. So meldete sich Schauspieler-Legende und Entertainer "Beat"Takeshi (Kitano Takeshi) öffentlichkeitswirksam mit der Bemerkung "Ich bin gegen die Durchführung der Olympischen und Paralampischen Spiele" zu Wort.
Japan Business Federation (Keidanren) chief Hiroaki Nakanishi states regarding Yoshiro Mori's sexist comments, "I get the feeling that he simply expressed the real views of Japanese society." Nakanishi also says that the social media criticism of Mori is "scary." (MP) #Sexism
— SNA Japan (@ShingetsuNews) February 9, 2021
森会長の失言 ボランティア390人が辞退 東京五輪・パラリンピック
— 東京新聞編集局 (@tokyonewsroom) February 8, 2021
東京五輪・パラリンピック組織委員会は8日、森喜朗会長の女性蔑視発言後の5日間で大会ボランティア約390人が辞退したと明らかにした#森喜朗#ボランティア辞退 #東京五輪
東京新聞 TOKYO Web https://t.co/QUHEajBk9s
森会長女性蔑視発言 JOC前で無言の抗議 https://t.co/4M4pr1hm4N
— 毎日新聞 (@mainichi) February 7, 2021
Nikai, the ruling party's secretary-general, said, "It's such a (trivial) thing," referring to the fact that a number of volunteers have withdrawn due to Mori's sexist remarks.#Tokyo2020 #sexism #AbolishtheOlympics https://t.co/TqGbJsWUcY
— 反五輪の会 NO OLYMPICS 2020 (@hangorinnokai) February 9, 2021
Film director Takeshi Kitano speaks out against Tokyo 2020 Gameshttps://t.co/0YEUOionxM
— Thoton Akimoto (@thoton9) February 6, 2021
昨日7日午後は山科区の各地で街宣
— ちさか拓晃(衆院京都2区) (@chitak21) February 8, 2021
夕方は女性の後援会の皆さん、鈴木豊子市議、山本陽子市議と一緒に、森喜朗オリンピック組織委員会会長の女性蔑視発言に抗議、ジェンダー平等を求めるアピールを行いました。
手作りのプラカードを持って駆けつける方も!! pic.twitter.com/pjBdDeT0dn
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